
Wer schon einmal an hochwertigem Cannabis gerochen hat, weiß: Das Bouquet kann blumig, fruchtig, erdig, würzig oder süßlich sein. Diese Vielfalt verdanken wir den Terpenen – natürlichen Aromastoffen, die nicht nur für den Duft verantwortlich sind, sondern auch Wirkung, Geschmack und Qualität maßgeblich beeinflussen.
Doch Terpene sind weit mehr als nur flüchtige Aromen. Sie sind ein zentraler Bestandteil des pflanzlichen Abwehrsystems, spielen eine Rolle bei der Ökologie von Cannabis und tragen entscheidend zum sogenannten Entourage-Effekt bei.
Terpene sind organische Kohlenwasserstoffe, die von vielen Pflanzen produziert werden – nicht nur von Cannabis. Sie dienen in der Natur zur Abwehr von Schädlingen, zum Schutz vor UV-Strahlung oder zum Anlocken bestäubender Insekten.
💡 Wissenschaftlicher Hintergrund: Terpene entstehen im Sekundärstoffwechsel der Pflanze und werden in den Trichomen (Harzdrüsen) gebildet – den gleichen Strukturen, in denen auch Cannabinoide wie THC oder CBD produziert werden.
Einige Terpene treten besonders häufig auf und prägen bekannte Strains. Hier ein Überblick:
- Myrcen – erdig, moschusartig 🌰
➝ Fördert Entspannung, typisch für Indica-Sorten.
- Limonen – zitrusartig 🍋
➝ Stimmungsaufhellend, stressreduzierend, energetisierend.
- Pinene – frisch, kiefernartig 🍃
➝ Wirkt konzentrationsfördernd und entzündungshemmend.
- Caryophyllen – würzig, pfeffrig 🌶️
➝ Besonders interessant, da es an CB2-Rezeptoren bindet und entzündungshemmend wirkt.
- Linalool – blumig, lavendelartig 🌸
➝ Beruhigend, angstlösend, bekannt auch aus Aromatherapie mit Lavendel.
👉 Neben diesen Klassikern existieren zahlreiche weitere Terpene wie Humulen, Ocimen oder Terpinolen, die jeweils eigene Nuancen und Wirkungen mitbringen.
Der Terpengehalt einer Pflanze ist nicht nur genetisch festgelegt, sondern stark abhängig von den Anbaubedingungen:
📌 Wichtig: Terpene sind hochflüchtig. Unsachgemäße Trocknung oder zu hohe Temperaturen beim Vaporisieren können sie zerstören – wodurch auch der Entourage-Effekt geschwächt wird.
Die Wirkung von Cannabis basiert nicht ausschließlich auf Cannabinoiden wie THC oder CBD. Erst im Zusammenspiel mit Terpenen entfaltet sich das volle Spektrum – dieser synergetische Mechanismus wird als Entourage-Effekt bezeichnet.
Beispiele:
- Ein THC-reicher Strain mit viel Limonen kann anregend und euphorisch wirken 🏃.
- Eine Sorte mit Linalool und CBD hingegen vermittelt eher Ruhe und Ausgeglichenheit 😌.
👉 Terpene modulieren also die Effekte von Cannabinoiden, indem sie die Durchlässigkeit der Blut-Hirn-Schranke beeinflussen oder selbst an Rezeptoren im Endocannabinoid-System wirken.
1. Verlieren Terpene beim Rauchen ihre Wirkung?
Ja, bei sehr hohen Temperaturen können Terpene zerstört werden. Schonender Konsum, z. B. mit Vaporizern, erhält mehr Aromen.
2. Kann man Terpene isoliert einsetzen?
Ja. Isolierte Terpene werden in der Aromatherapie, Lebensmittelindustrie und Forschung verwendet. Sie entfalten aber in Kombination mit Cannabinoiden ihr größtes Potenzial.
3. Haben Terpene medizinische Bedeutung?
Aktuelle Studien deuten darauf hin, dass Terpene entzündungshemmend, angstlösend und antibakteriell wirken können. Weitere Forschung ist jedoch notwendig.
4. Sind Terpene nur in Cannabis zu finden?
Nein. Limonen kommt z. B. auch in Zitrusfrüchten vor, Pinene in Kiefern, Linalool in Lavendel. Cannabis zeichnet sich aber durch eine außergewöhnliche Vielfalt und Konzentration an Terpenen aus.
Terpene sind weit mehr als Duftstoffe. Sie sind die Signatur jeder Cannabissorte, modulieren die Wirkung von Cannabinoiden und prägen Geschmack, Geruch und Anbauqualität.
Wer Cannabis verstehen möchte, muss die Rolle der Terpene kennen – sie sind die unsichtbaren Architekten des Erlebnisses.